Leitidee

I. Quartier als Baustein entlang Grün-Blauer Achse
Das Quartier der Generationen liegt in fußläufiger Umgebung zum Bahnhof und zur Altstadt. Durch die Nähe zu Stuttgart kann der Lebensmittelpunkt in Schorndorf liegen und das Lebensumfeld Stuttgart miteinbeziehen, was Schorndorf als Wohnstandort attraktiv macht.
Direkt angrenzend fließt die Rems, die einen Naherholungsort und eine grün-blaue Infrastruktur für Schorndorf darstellt. Entlang dieser schließen sich viele soziale Funktionen und Freizeiteinrichtungen an, die auf einem attraktiven Weg erreicht werden können und wiederum Besucherfrequenzen für das Quartier generieren.

II. Unterschiedliche Qualitäten für unterschiedliche Bewohner*innen
Unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Bedürfnisse. Ein urbanes Stadtquartier muss sich an seine unterschiedlichen zukünftigen Bewohner*innen anpassen. Aus den unterschiedlichen Bedürfnissen ergeben sich differenzierte Wohn- und Arbeitsräume. So wird in der Erdgeschosszone überwiegend gearbeitet und produziert, wohingegen auf dem begrünten Sockel das halböffentliche Leben stattfindet.

Einige öffentliche Funktionen siedeln sich deshalb zusätzlich noch auf dem Sockel an, allerdings befinden sich hier ebenfalls private Grünflächen. Vom City-Living, in einem Wohnturm, bis hin zum Reihenhaus mit Privatgarten soll das Wohnquartier verschiedene Bedürfnisse abdecken können.

III. Städtische Körnung
Für die Schaffung eines urbanen Quartiers sind soziale und bauliche Dichte notwendig. Zusätzlich soll sich das Quartier auch in den Kontext einfüge, verweben und neue Zugänglichkeiten schaffen, damit auch die Nachbarschaft von dem urbanen Quartier profitieren kann.

IV. Nutzungsmix durch Nutzungsoffenheit
Der überhöhte Erdgeschoßsockel bietet eine langfristige Nutzungsoffenheit und große zusammenhängende Flächen, die auf die sich verändernden Ansprüche der Gesellschaft reagieren können. Die Obergeschosse sind in resilienter Bauweise konstruiert und können sich an den notwendigen Bedarf von Wohn- und Büroflächen anpassen. Um diese Flexibilität zu gewährleisten, werden die Gebäude in Skelettbauweise geplant und mit vorgefertigten Schichtelementen ausgebaut.
Die daraus entstehende hohe Vernetzung zwischen Arbeits- und Lebensraum schafft kurze Distanzen und fügt sich ins Modell der Stadt der kurzen Wege ein. Folgende Funktionen sollen sich im Quartier befinden:

Alt bei Jung
Bei der Unterbringung des Pflegeheims war unser größtes Anliegen dieses so zentral wie möglich zu platzieren und mit einer öffentlichen Nutzung zu verknüpfen.
Die Alten befinden sich nun inmitten junger Menschen und können sich entweder unten zum öffentlichen Quartiersplatz dazugesellen oder sich oben auf der halböffentlichen Terrasse in Ruhe zurückziehen.

Neues – Altes Wohnen und Arbeiten
Der hohe Sockel kann durch eine zusätzlich durchgezogene Decke geteilt werden, wodurch auf zwei Ebenen gearbeitet werden kann.
Im Sockelbereich befinden sich demnach die LABS bzw. Start Ups. Darüber kann anschließend gewohnt werden. Unterschiedliche Zusammenschließungen sind sowohl im Sockelbereich als auch im Wohnbereich möglich.

Coworking
Der Coworking Space erstreckt sich über 3 Geschosse und regt durch eine interne Erschließung, sowie der Galerie, zum vertikalen Austausch an. Durch die 3 – Geschossigkeit wird nicht nur der Grünstreifen auf EG Niveau bespielt sondern auch die Terrasse auf dem Sockel.
Die Positionierung gegenüber dem Vereinslokal führt zu Kommunikation über Gebäudegrenzen hinweg.

Freiraum
Die Freiraumgestaltung vereint die landschaftlichen Qualität (Lage am Ufer der Rems) mit hochwertigen, urbanen Freiräumen innerhalb des Quartiers.
Die landschaftliche Uferpromenade mit Sonnendeck, wird ergänzt mit einem baumbestandenen Marktplatz und zugänglichen Dachgärten auf den Sockelgeschossen.
Eine grüne Wegeverbindung schafft einen Übergang zum anschließenden Wohngebiet im Süden. Große Bestandsbäume auf der Südseite und im Norden, am Ufer der Rems, werden als identitätsstiftende Elemente und natürliche Klimaanlagen in die Planung integriert.
Der Einsatz von versickerungsoffenen Belägen und intensiver Dachbegrünung trägt dazu bei, das Aufheizen der Oberflächen in den Sommermonaten zu reduzieren und Regenwasser auf den Flächen zu speichern.
Da der Sockel beinahe die Hälfte des Grundstückes versiegelt, besitzt dieser auf dem Dach eine großzügige Grünfläche, welcher der Versiegelung entgegenwirkt.

Mobilitätskonzept

I. Aktive Mobilität:
Im Quartier genießt die aktive Mobilität, also das Radfahren und Zufußgehen, Priorität. Vor den Quartiers- und Hauseingängen sind Abstellmöglichkeiten im Freien integriert, während in den Häusern ebenfalls Abstellmöglichkeiten im Erdgeschoß vorgesehen sind. Die Hauptdurchwegungen werden von linear gesetzten Baumreihen begleitet, um die Attraktivität der aktiven Mobilität weiter zu erhöhen.

II. An- und Ablieferung:
Im Quartier wird die Versorgung sichergestellt, indem Stichgassen mit Buchten für Ladetätigkeiten vorgesehen sind, jedoch wird das Durchfahren im Gebiet verhindert. Somit ist ein Maximum an Sicherheit und öffentlichem Raum für die Bewohner*innen sichergestellt. Gleichzeitig wird ein Ansiedeln von kleinem Gewerbe ermöglicht.

III. Garage:
Im überhöhten Sockel können auf zwei Ebenen Garagen untergebracht werden. Um aktive Mobilität zu fördern, werden im Erdgeschoß Doppelständer-Fahrradstellplätze und Plätze für Lastenräder, die in das sharing- Konzept integriert werden können, umgesetzt. Im Halbgeschoss darüber sind Stellplätze für das quartiersübergreifende carsharing vorgesehen. Die Nutzung ist für die Nachbarschaft ebenfalls möglich, um eine hohe Auslastung zu garantieren.

Im Untergeschoss sind Plätze für den Individualverkehr vorgesehen. Hier gibt es auch die Möglichkeit, den östlichen Sockel anzubinden, falls dies gewünscht ist.

Energiemanagement

Die gesamten Dachflächen sowie die Balkonbrüstungen werden für Energieerzeugung herangezogen. In Verbindung mit der Energiegemeinschaft kann das Quartier so bilanziell den Nettonullenergiestandard erreichen.
Um eine Kreislaufwirtschaft zu erzeugen sollen sämtliche reuse-fähigen Materialien des Bestands nach dem „social urban mining“- Prinzip als Fassadenmaterialien, Konstruktion und für den Innenausbau verwendet werden.

Das bestehende Silo am Grundstück soll als thermochemischer Wärmespeicher genutzt werden. Im gedämmten, mit Silikagel gefüllten Silo wird die Überschusswärme des Sommers für die Heizperiode gespeichert.
Zur Reduktion des thermischen Energiebedarfs wird eine hocheffiziente Gebäudehülle umgesetzt. Für die Beschattung wird ein außen liegender, strahlungsgestreuter, textiler Sonnenschutz verwendet.

Für die Wärmeerzeugung wird die Energie für die Wärmepumpen überwiegend aus der Rems bezogen, wofür ein eigenes Einlaufbauwerk und eine Zuleitung zur Energiezentrale errichtet wird. Im Winter, bei Flusswassertemperaturen unter 2°C), werden Tiefensonden, die im Sommer solarthermisch regeneriert werden, als zusätzliche Wärmequelle genutzt.

Um auch die Umgebung mit einzubeziehen soll zusammen mit der Berufsschule Schorndorf eine Energiegemeinschaft aufgebaut werden. Das Ziel ist Energie über die Grundstücksgrenzen hinweg zu produzieren, speichern, verkaufen und verbrauchen zu können.

Adresse Vorstadt Schorndorf

Auftraggeber Stadt Schorndorf

Fertigstellung 2022

Nutzung Leben, Arbeiten, Pflege,…

BGF 28.735 m2